Was du schon immer über sie wissen wolltest
Hallo,
ich bin Robert Moeck und arbeite seit über 15 Jahren als professioneller Sprecher. Auf dieser Seite habe ich dir mal alles zusammengetragen, was ich über professionelle Sprecher weiß:
Wie man sie findet?
Was sie kosten?
Wie man selbst einer werden kann?
Und jede Menge weiterer, nützlicher Informationen.
Nachfolgend findest du eine Inhaltsangabe und kannst mit Hilfe dieser auch an eine Textstelle springen, die dich besonders interessiert.
Wenn ich fachfremden Leuten erzähle, dass ich als professioneller Sprecher arbeite, entsteht meist eine kurze Pause und dann platz „Achso… Synchronsprecher!“ aus ihnen heraus. Durch unsere ausgeprägte Synchronkultur in Deutschland, bei der die Dialoge in ausländischen Filmen von sog. Synchronsprechern auf Deutsch nachgespielt werden, kennen viele Menschen diesen Berufszweig des professionellen Sprechens. Seltsamerweise werden all jene Menschen, die täglich in Werbespots, Hörbüchern, Audioguides, Telefonansagen und in Firmen- und Erklärvideos im Internet zu hören sind, gar nicht richtig wahrgenommen. Ganz zu schweigen von Zugansagen, sprechenden Kinderspielzeugen oder Alexa und Siri höchstpersönlich.
Professionelle Sprecher und Sprecherinnen geben verschiedensten Anwendungen eine Stimme.
Aber hinter all diesen Anwendungen steckt in erster Instanz ein Mensch und seine Stimme. Wenn hier daheim die Tonybox meiner Tochter mit blinkendem, roten Licht verlauten lässt: „Oh-oh! Mein Akku ist leer. Bitte stell mich auf die Ladestation!“, dann weiß ich, dass genau diese Worte zuvor einer meiner Kollegen im Tonstudio eingesprochen hat und diese Aufnahme dann auf den internen Speicher der Tonybox kopiert wurde, um im richtigen Moment abgespielt zu werden.
Aber vielen Leuten ist gar nicht klar, dass es Menschen gibt, die ihren Lebensunterhalt allein damit verdienen, für andere Produkte, Firmen, Geschichten und Dienstleistungen ihre Stimme aufzunehmen. Sich jeweils emotional in einen Zustand zu bringen, in dem sie glaubhaft verkörpern, was zu hören sein soll: eine traurige Stimme, eine fröhliche Stimme, eine starke Stimme, eine vertrauenserweckende Stimme usw.
Dies bringt mich direkt zu unserem nächsten Punkt. Nämlich der Frage: Was machen professionelle Sprecher eigentlich?
Professionelle Sprecher und Sprecherinnen haben zunächst einmal in irgendeiner Weise eine besondere Stimme: eine hohe Stimme, eine tiefe Stimme, eine raue Stimme, eine angenehme Stimme, eine quirlige Stimme usw.
Jeder Einsatzbereich hat seine eigenen Anforderungen und als Sprecher findet man irgendwann automatisch den Bereich, zu welchem man am besten passt. Denn egal wie unterschiedlich Sprecherstimmen auch klingen – eines müssen alle gemeinsam haben, um zu überzeugen: Authentizität!
Egal ob wir einer Dokumentation über Pinguine in Südafrika zuhören, einen Werbespot eines Erfrischungsgetränks sehen oder eben ein Kinderspielzeug sagt, dass die Batterie leer ist: Wir müssen der Stimme Glauben schenken. Ansonsten erreicht uns die Botschaft null komm gar nicht!
Menschen fühlen Stimmen. Und entscheiden sofort: „Mag ich!“ oder „Mag ich nicht!“
Stimmen von professionellen Sprecherinnen und Sprechern sind alle verschieden, müssen aber authentisch sein
Stimme – Stimmung – stimmig… diese Wörter hängen alle zusammen. Man kann jemandem nichts vormachen. Ist man traurig, lässt sich dieses Gefühl aus der Stimme heraushören. Selbst wann man die Person selbst nicht sieht. Die Stimme und ihre Offenbarungen für den Gegenüber sind Teil unseres sozialen Gefüges und helfen im täglichen, emphatischen Miteinander.
Aufgabe eines Sprechers oder einer Sprecherin ist nun aber, dem Hörer DOCH etwas vorzumachen. Emotionen überzeugend wiederzugeben, Tagesformen (oder -unformen ;)) auszugleichen und auf den Punkt das abzuliefern, was Kund*innen und ihre Produkte brauchen.
Der Weg zum Sprechen ist sehr unterschiedlich und wird häufig auch durch die Genres bedingt, in denen Sprecher und Sprecherinnen arbeiten. Häufig finden Schauspieler und Schauspielerinnen ins Sprechergeschäft, weil an Hochschulen Sprecherziehung Teil ihrer Ausbildung war und sie es gewohnt sind, mit Körper und Stimme Charaktere oder Stimmungen glaubhaft auszudrücken. Sie landen oft im Synchrongeschäft, auf dem Computerspiele-, Hörspiel- und Hörbuchmarkt und im Werbebereich.
Einige Sprecher und Sprecherinnen finden auch über den Gesang aus dem Musikbereich zum professionellen Sprechen. So war es beispielsweise bei mir. Denn auch beim Singen ist ein bewusster und gefühlsbetonter Umgang mit der Stimme gefragt und man ist gewohnt, seine Stimme zu trainieren für mehr Fülle, Dynamik und Volumen.
Im Radio- und TV-Bereich passiert es immer mal wieder, dass die Redakteure, die ihre Beiträge selbst einsprechen, dann nach Jahren ganz ins Sprechergeschäft einsteigen und ihre Stimme auch für beispielsweise Dokus, Firmenfilme und Erklärvideos für andere Kunden verdingen.
Auch Moderatoren für Talkshows oder Radiosendungen sind öfter auch mal hinter Mikrofonen im Ton- oder Synchronstudio zu finden.
Radiomoderatorinnen und -moderatoren brauchen eine angenehme und ausdauernde Stimme
Grundsätzlich kann jeder professioneller Sprecher werden. Dieser Berufszweig ist wie gemacht für Quereinsteiger. Keiner will ein Diplom, eine abgeschlossene Ausbildung oder sonst irgendeine Art Berufsqualifizierung sehen. Wenn ich mich bei Firmen initiativ per Telefon bewerbe und mit den Worten vorstelle: „Hallo, ich bin Robert Moeck, professioneller Sprecher“, dann glaubt man mir sofort. Der Beweis liegt im Tun. Jeder hört, dass meine Stimme professionell, warm, deutlich und präsent klingt.
Aber das war nicht immer so. Professionelles Sprechen erfordert Übung. Aussprache, Betonung, Atmung und Stimmklang sollten ein harmonisches Ganzes bilden. Will man also professioneller Sprecher oder Sprecherin werden und spürt Defizite bei einem dieser 4 Punkte, dann lohnt es sich, selbst Übungen zu machen oder gar professionelle Hilfe von Außen in Anspruch zu nehmen.
Eine saubere und klare Aussprache und dialektfreies Hochdeutsch sind bei den meisten Produktionen gefragt. Die richtige Betonung unterteilt Sätze und Absätze in nachvollziehbare Sinneinheiten und fördert das Verständnis beim Zuhörer. Auch sollte man flexibel die Betonungsakzente in einem Satz verändern können. Öfter kommt es vor, dass Kunden oder Agenturen bei Aufnahmen Regie führen und die Betonung anders haben wollen, als man es sich selbst zunächst zurecht gelegt hat. Eine schnelle Umsetzung des Kundenwunsches sorgt hier für einen angenehmen Workflow und erhöht die Chancen auf eine erneute Buchung bei zukünftigen Projekten.
Aussprache und Betonung lassen sich durch tägliche Übungen trainieren
Die Atmung sollte gleichmäßig und ruhig erfolgen und zum Sprechfluss passen. Keine Schnappatmung zwischen den Sätzen, bei der der Zuhörer das Gefühl bekommt, gleich ist beim Sprecher die Luft weg. Im besten Fall hat ein Sprecher gelernt, den Luftstrom durch die Stimmlippen mit der Zwischenrippenmuskulatur auf zu stützen. So können längere Passagen mit vielen Nebensätzen auch mal durchgelesen werden, ohne bei jedem Komma eine Atempause einzulegen.
Der Stimmklang letztendlich ist wohl das Alleinstellungsmerkmal schlechthin für einen professionellen Sprecher oder eine Sprecherin. Er ist ähnlich wie der Fingerabdruck einzigartig bei jedem Menschen. Deshalb würde ich Neulingen auch immer empfehlen, den eigenen Stimmklang zu erforschen und zu trainieren, anstatt wie jemand anderes, bekanntes klingen zu wollen.
Hat man an all diesen Dingen gearbeitet, ist ein letztes Detail besonders wichtig: Auf den Punkt abliefern! Tonstudios und Agenturen melden sich, wenn sie gerade einen Sprecher brauchen, nicht, wenn man selbst gerade ein Formhoch verspürt und die Stimme sich gut anfühlt. Hat man Dienstag-Nachmittag um 15 Uhr eine Aufnahme, klingt die Stimme zu diesem Zeitpunkt bitte genau so, wie der Kunde es von der Sprachdemo gehört hat. Außerdem ist man konzentriert bei der Sache, liest den Text möglichst fehlerfrei ab und kann entspannt auf Regieanweisungen und Kundenfeedback reagieren. Auch dies ist alles eine Sache der Übung und guten Vorbereitung.
Jetzt kommt vielleicht die größte Enttäuschung für alle Stimmkünstler und Sprachversessenen da draußen, aber ähnlich wie im Musikbusiness, besteht auch das Sprecherbusiness zu gut 80 % aus Kontakte knüpfen, Kontakte pflegen, Webseite und Hörproben aktuell halten und lediglich 20 % sind der eigentliche Sprecherjob. Wie in vielen anderen Branchen auch, ist der moderne Sprecher heutzutage sein eigenes Unternehmen und sieht zu, dass er regelmäßig Aufträge reinbekommt.
An manchen Tagen gleicht der Job eines professionellen Sprechers eher dem eines Verkäufers am Telefon
Zugegebenermaßen harmoniert die vielen Sprechern innewohnende Künstlernatur nicht immer mit der für ein regelmäßiges Einkommen nützlichen Managernatur. Potentielle Auftraggeber wie Tonstudios und Agenturen anzurufen und sich vorzustellen, ist für manche ein Graus und ehrlich gesagt kostet es mich selbst an manchen Tagen auch Überwindung. Das Selbstvertrauen und die makellose Ausstrahlung glänzen nicht an jedem Tag gleich stark und so nutze ich häufig kraftvolle Tage für Telefonaquise und an anderen Tagen kümmere ich mich um meine Webseite und aktualisiere Hörproben.
Wenn man wie ich weitab einer großen Stadt lebt, ist das eigene Tonstudio ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Sprechertätigkeit. Die Meinungen darüber, was ein eigenes Tonstudio an Tonqualität bieten sollte, sind durchaus geteilt. Manchen Sprechern genügt ein Mikrofon unter der Bettdecke. Da ich selbst aus der Musikrichtung komme und mittlerweile sehr geschulte Ohren habe, spielt für mich die Qualität von Sprachaufnahmen bei Produktionen eine große Rolle. Zudem nehme ich viel über Remote auf, das heißt, viele Kunden koppeln sich bei Aufnahmen per Ton und oft auch Bild direkt zu mir in die Sprecherkabine.
Den richtigen Sprecher oder die richtige Sprecherin für seine Produktion zu finden, ist gar nicht so einfach. Woher soll man wissen, welche Stimmen es gibt, welche davon am besten zum eigenen Produkt oder Unternehmen passt und wo man sie herbekommt? Zudem stellt sich dann die Frage, wie gut man miteinander arbeiten kann. Liefert derjenige zuverlässig und pünktlich, klingt das Endprodukt genauso gut, wie die Hörproben und stimmen Chemie und Workflow bei gemeinsamen Briefings und Abstimmungen?
Es gibt mehrere tausend Sprecherinnen und Sprecher in Deutschland – wie findet man den oder die richtige?
Der Begriff „Professioneller Sprecher“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Jeder kann und darf sich so nennen, wenn er möchte. Deshalb ist es gut, Organisationen und Agenturen zu finden, die den Sprechermarkt kennen und eine Auswahl an von Ihnen geprüften, professionellen Sprecherinnen und Sprechern anbieten.
So stellt beispielsweise die Vereinigung Deutscher Sprecher auf ihrer Webseite eine umfangreiche Datenbank mit Hörproben von ausschließlich Profi-Sprechern bereit. Diese Leute haben jahrelange Erfahrung und hochwertige Referenzen.
Ebenfalls für Qualität bürgen Sprecheragenturen und Managements, wie z.B. Brilliant Voice oder Sprecherdatei. Der Vorteil ist hier, dass man sich speziell für sein Projekt Sprechercastings erstellen lassen kann und die Agenturen mit ihrer langjährigen Erfahrung treffen bereits eine passende Vorauswahl an professionellen Stimmen.
Auch die meisten Tonstudios, wie z.B. LOFT, Studio Funk, Mixwerk oder Sounds Fresh bieten neben der professionellen Sprachaufnahme auch eigene Sprecherkarteien und eine Erstellung von Castings mit an.
Zu guter Letzt kann man sich natürlich im World Wide Web auch selbst auf die Suche nach professionellen Sprecherinnen und Sprechern begeben. Viele Profis vermarkten sich mittlerweile dort selbst. Auf ihren Webseiten kann man in Sprachproben hinein hören und es finden sich Infos zu Preisen, Produktionsabläufen und zur Kontaktaufnahme.
Sprecher werden nicht wie in vielen anderen Berufen nach Stundensatz oder Arbeitsaufwand entlohnt. Der Sprecherberuf ist eine künstlerische Tätigkeit und es entstehen Rechte an der gemachten Sprachaufnahme. Möchte ein Kunde die Aufnahme des Sprechers für seine Zwecke nutzen, so erwirbt er die Rechte dafür beim Sprecher. Wir kennen dieses Prinzip aus der Musik, wo beispielsweise der Autor einer Filmmusik Geld dafür bekommt, wenn seine Musik in einem Film verwendet wird.
Professionelle Sprecherinnen und Sprecher besitzen Rechte an Ihrer Sprachaufnahme, die sie an Kunden verkaufen
Wie diese Rechte an einer Sprachaufnahme vergeben werden und was sie kosten, hängt vom jeweiligen Genre ab. Man geht von der Frage aus, wie viele Menschen durch die gemachte Sprachaufnahme erreicht werden und welchen wirtschaftlichen Nutzen sie für den Kunden hat.
Im Werbebereich z.B. ist der wirtschaftliche Nutzen für ein Unternehmen sehr hoch. Die Sprecherstimme ist Hauptträger der Werbebotschaft und der Kunde investiert im Anschluss an die Spotproduktion noch einmal viel Geld in Sendeplätze, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Je nach dem, ob ein Spot lokal oder deutschlandweit gesendet wird, kann das Sprecherhonorar von 60 € – 750 € reichen. Die Rechte werden für ein Jahr vergeben und gelten für ein Medium, z.B. Fernsehen.
Anders sieht es bei Imagefilmen, Erklärvideos, Produktvideos und Industriefilmen aus. Landen diese auf den kundeneigenen Web- und Social Media Seiten, ohne dass eine Werbeschaltung erfolgt, gelten die Rechte zeitlich und örtlich unbegrenzt und man liegt bei 2 min. Länge bei 350 – 500 € Sprechergage.
Plant man eine interne Veranstaltung oder Präsentation oder möchte ein Schulungsprogramm veröffentlichen, sind die Sprecherhonorare sogar noch günstiger, da der Nutzerkreis sehr begrenzt ist. Hier kann man mit 250 € für die ersten 5 min. kalkulieren. Jede weitere 5 min. kosten ca. 60 €.
Nicht vergessen sollte man bei den Kosten für professionelle Sprecher die Tonstudiomiete. Die Stimme des Sprechers muss professionell aufgenommen und bearbeitet werden. Die Kosten liegen hier je nach Größe und Ausstattung des Studios bei 120 – 250 € pro Stunde. Manche Studios bieten bei längeren Aufnahmen auch eine Tagespauschale an.
Detaillierte Sprecherpreise findet man auch auf den Internetseiten
sprecherverband.de/service/vds-gagenkompass-2023
brilliantvoice.com/de/sprecher-preise.htm
Ich hoffe, dass euch meine Informationen weiterhelfen konnten, den Beruf des professionellen Sprechers ein wenig besser zu verstehen. Falls ihr noch weiterführende Fragen habt, könnt ihr mir auch gern jederzeit schreiben.
Alles Gute wünscht euch
Robert